A. Minta u.a (Hrsg): Stadt Universität Bern

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Titel
Stadt Universität Bern. 175 Jahre Bauten und Kunstwerke


Herausgeber
Minta, Anna; Nicolai, Bernd; Thome, Markus
Erschienen
Bern 2009: Haupt Verlag
Anzahl Seiten
264 S
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Dieter Schnell

Die Universität Bern hat sich zu ihrem 175-jährigen Bestehen einen stattlichen Band über seine Gebäude und die darin oder dabei aufgestellten Kunstwerke geschenkt. Offensichtlich gab das 2005 erschienene Buch «Hochschulstadt Zürich. Bauten für die ETH 1855–2005» die Messlatte vor. Sowohl im Format und im Umfang als auch in der Qualität der Abbildungen hat das Berner Werk sein Zürcher Vorbild leicht übertroffen. Die reich und überaus sorgfältig bebilderte Schrift spannt ein sehr umfassendes Bild des Bauens für die Berner Universität auf und setzt den Betrachter allein schon durch die grosse Zahl und Vielfalt an Bauten und Objekten in Erstaunen.

Der in 27 Nummern aufgeteilte Katalogteil behandelt nicht wie das ETH-Buch einzelne Gebäude, sondern orientiert sich vielmehr an den universitären Institutionen, deren Geschichte in engem Bezug zur Baugeschichte ihrer Gebäude und Gebäudegruppen mit all ihren Erweiterungen, Ergänzungen und Umnutzungen gesehen wird. Es sind so Darstellungen über mehr oder weniger umfangreiche Gebäudeensembles entstanden, die den puzzleartigen Charakter der Berner Stadtuniversität von ihren verschiedenen Standorten her beleuchten und insgesamt ein überaus detailreiches Bild zeichnen.

Die ersten fünf der sieben Essays, geschrieben von den drei als Herausgeber genannten Personen, behandeln in chronologischer Abfolge die Geschichte der Berner Universitätsbauten und verbinden die in sich geschlossenen Katalogtexte zu einer Gesamtsicht. Dabei wird immer wieder auf die Entwicklungsgeschichte der Universität selbst zurückgegriffen, um die einzelnen Institutsbauten im Gesamtkontext des Universitätswachstums zu verorten. So wird beispielsweise die in Bern zeitweilig heiss diskutierte Frage, ob sich die Universität in einem grossen Befreiungsschlag aus der Stadt herauslösen und auf grüner Wiese einen baulichen Neuanfang wagen oder doch vielmehr in vielen kleinen Einzelaktionen die Verwurzelung in der Stadt bewahren solle, facettenreich und mit viel bisher unveröffentlichtem Bildmaterial dargestellt. Interessant sind die zahlreich angestellten Vergleiche mit anderen Universitäten, die zum einen die gleich oder vielmehr parallel laufenden Entwicklungen als solche benennen, zum andern die spezifischen Eigenheiten des Berner Universitätsausbaus zu charakterisieren suchen. Leider folgen die einzelnen Architekturanalysen allzu oft dem klassischen Muster der Architekturgeschichtsschreibung, die ein einzelnes Gebäude mit einem scheinbar feststehenden Kanon der internationalen Architekturentwicklung konfrontiert, um festzustellen, dass einige Berner Bauten auf der Höhe ihrer Zeit stehen und also (doch) nicht provinziell sind. Weit interessanter wäre gewesen, die Einzelbauten auf ihre Aussage über die darin stattfindende Ausbildungs- und Forschungs- tätigkeit zu befragen.

Ein sechster Essay, geschrieben von Rachel Mader und Selma Käppeli, widmet sich der Kunst an Bauten der Universität Bern. Hier werden weniger Interpretationen einzelner Kunstwerke als vielmehr exemplarische Einblicke in den Wandel der Bedeutung von Kunst am Bau geboten. An Hand ausgewählter Kunstwerke zeigen die beiden Autorinnen unterschiedliche Beziehungsmuster zwischen Auftraggeber, Künstler und Aussagegehalt der Kunstwerke auf und versuchen dabei, eine Entwicklungslinie zu beschreiben.

Im letzten der sieben Essays erzählt Kilian Bühlmann, der Leiter der Abteilung Bau und Raum der Universität Bern, von eigenen Erfahrungen beim Planen und Realisieren universitärer Nutzräume. In seinem von der Lust an der spannenden Arbeit geprägten Text wird deutlich spürbar, dass die Stadtuniversität Bern noch längst nicht vollendet ist und wir also auch in Zukunft interessante Neubauten zu sehen bekommen werden.

Zitierweise:
Dieter Schnell: Rezension zu: Minta, Anna; Nicolai, Bernd; Thome, Markus (Hrsg.): Stadt Universität Bern. 175 Jahre Bauten und Kunstwerke, 7 Essays und 27 Katalogbeiträge, Bern, Stuttgart, Wien, Haupt Verlag, 2009. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 72, Nr. 2, Bern 2010, S. 186-187.

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Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 72, Nr. 2, Bern 2010, S. 186-187.

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